Im Alevitentum gibt es mehrere Fastenzeiten, die unterschiedlich lang dauern und unterschiedliche Hintergründe haben.
Bei den Alevitinnen und Aleviten beginnt mit dem 14. Januar jedes Jahres der sogenannte Hizir-Monat, der bis zum 15. Februar andauert. In dieser Zeit fühlen Alevitinnen und Aleviten mit den armen und bedürftigen Menschen, wie auch mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn. Nach einer Sage half Hizir Noah, eine Hungersnot auf der Arche zu überstehen. Die Geretteten haben daraufhin drei Tage lang gefastet, um Hizir ihre Dankbarkeit zu zeigen.
Die Alevitinnen und Aleviten fasten außerdem in der 2. Februarwoche von Dienstag bis Donnerstag für den heiligen Hizir. Am letzten Abend verteilen sie das Hizir-Lokma (Dankgaben). Nach den Hizir-Fastentagen findet das sogenannte Hizir-Cem, also eine Cem-Zeremonie, in der Hizir gehuldigt wird, statt.
Fasten im Monat Muharrem
Muharrem ist der erste Monat des arabischen Kalenders und eine Zeit des Fastens, Gedenkens und der Besinnung. Und weil der Heilige Hüseyin am 10. Muharrem im Jahr 680 n. Chr. mit seiner Familie und seinen Gefährtinnen und Gefährten getötet wurde, gedenken Alevitinnen und Aleviten diesem Todestag. Zudem fasten die Alevitinnen und Aleviten in der Muharremzeit zwölf Tage im Gedenken an den Heiligen Hüseyin und der übrigen elf Imame. Sie verzichten in dieser Zeit ganz auf Fleisch, da keine Lebewesen getötet werden sollen. Zudem versuchen sie in dieser Zeit besonders nachhaltig zu leben. Viele Alevitinnen und Aleviten fasten sogar 15 Tage. Das heißt dann „14 Masum-u Paklar“, womit die 14 unschuldigen Kinder gemeint sind, die auch in Kerbala ihr Leben verloren. Daher fangen viele bereits 3 Tage vor der Muharrem-Zeit mit dem Fasten an. Am letzten Abend vor dem Beginn der Muharrem-Fastenzeit beginnen traditionell bereits die Frauen mit dem Fasten. Sie gedenken damit der heiligen „Fatma Ana“, womit im Alevitentum auch den Frauen eine bedeutende Rolle zufällt.