Fasten im Jesidentum

- hilft, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren
leerer Teller mit Besteck
© Debby Hudson/Unsplash
Wenn Jesidinnen und Jesiden fasten, essen und trinken sie bis zum Sonnenuntergang nichts.
14.06.2024 - 20:31

Im Jesidentum ist das Fasten ist eine wichtige religiöse Praxis, bei dem es um das Verzichten geht. Grundsätzlich ist das Fasten eine sehr individuelle Praxis, für die sich Jesidinnen und Jesiden frei entscheiden können.

Das Fasten steht im Zusammenhang mit dem Glauben und ist nicht nur ein persönlicher Verzicht. Das religiöse Fasten im Jesidentum dient dazu den Glauben an das Jesidentum zu vertiefen, sowie sich auf wichtige Dinge im Leben zu konzentrieren. 

Das Fasten sollte nicht als eine „Pflicht“ oder eine „Last“ empfunden werden. Das heißt, dass mit dem Verzicht auf menschliche Bedürfnisse, das Bestreben verbunden ist, sich Gott hinzugeben und sich so mit ihm in besonders intensiver Weise verbunden zu fühlen. Die Fastenzeit ist daher auch immer eine wichtige Zeit, um sich zu versöhnen, einen Streit zu beenden und Frieden zu schließen.

Fastenzeiten im Jesidentum

Jesidinnen und Jesiden können grundsätzlich zu jeder Zeit fasten. Besonders zu verschiedenen Festtagen, wie dem Fest zu Ehren Gottes „Îda Êzî“ im Dezember kann an bis zu neun Tage gefastet werden. Auch zum Doppelfest der Heiligen „Xidir Ilyas und Xidir Nebî“ im Februar fasten sehr viele Jesidinnen und Jesiden. Besonders fromme Jesidinnen und Jesiden halten freiwillig auch ein 40-tägiges Fasten im Winter (Januar und Februar), was als „Çilê Zivistanê“ bezeichnet wird. Diese besondere Fastenzeit findet auch im Sommer (Juni und Juli) statt und wird „Çilê Havînê“ genannt. Kinder, kranke und alte Menschen sowie schwangere und stillinde Frauen brauchen nicht zu fasten. Jesidinnen und Jesiden beginnen mit dem Fasten vor Sonnenaufgang. Bis zum Sonnenuntergang nehmen sie in dieser Zeit keine Nahrung oder Flüssigkeit in den Mund.

Beim Fasten merken Jesidinnen und Jesiden nochmal am eigenen Körper, dass es nicht selbstverständlich ist, ausreichend Essen und Trinken zu haben. Viele Menschen auf der Welt leiden an Hunger und haben kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Fasten ist im Jesidentum deswegen immer auch Ausdruck der Dankbarkeit, gut versorgt zu sein.

Das Fastenbrechen wird in der Regel mit dem Küssen von „Berat“ und dem Verzehr eines Stückes Brot eingeleitet. Nach Sonnenuntergang findet das Fastenbrechen im Kreise der Familien statt. Dazu werden auch Gäste aus der Nachbarschaft und des Freundeskreises eingeladen. Manchmal werden die Speisen auch an andere Menschen verteilt.