Hallo Bennet. Nicht nur Juden, sondern auch Jüdinnen können durchaus eine Kippa tragen. Allerdings ist dies im orthodoxen Judentum nicht üblich. Da auf der Welt die Hälfte aller Jüdinnen und Juden keiner orthodoxen Gemeinde angehören, könnte immerhin jede zweite Jüdin eine Kippa tragen, wenn sie es wollte.
Eine Kippa zu tragen ist aber keine religiöse Vorschrift, sondern lediglich ein Brauch. Bräuche entwickeln sich immer mit der Zeit und haben verschiedene Gründe. In den rabbinischen Schriften, wie Mishna und Talmud wird beschrieben, dass Männer während des Gebets eine Kopfbedeckung trugen. Deswegen wurde es später für Männer, die den Gottesdienst leiten üblich eine Kopfbedeckung zu tragen. Auch für Gelehrte war es oft üblich. Noch später trugen Männer den ganzen Tag über eine Kopfbedeckung.
Für Frauen ist dieser Brauch aber nicht entstanden. Es gab seit der Antike zwar immer wieder den Brauch, dass auch Frauen ihren Kopf bedecken, beispielsweise mit Tüchern. Dieser Brauch hat jedoch nichts mit dem Brauch zu tun eine Kippa zu tragen und er war auch nie überall für alle Jüdinnen üblich. Eine Kippa ist also eher unüblich für Frauen und in den rabbinischen Schriften wurden im Mittelalter ebenfalls nur Männer genannt, die eine Kippa trugen. Im Laufe der Zeit wurde zusätzlich auf Erklärungen der Tora verwiesen, nach denen Frauen das Tragen einer Kippa verboten war. Als Grund dafür wurde genannt, dass im Judentum Frauen keine Männerkleidung tragen dürfen und Männer keine Frauenkleidung.
Da sich der Brauch eine Kippa zu tragen als Männerkleidung entwickelt hatte und in der Tora steht, dass Frauen das Tragen von Männerkleidung verboten ist, tragen heute orthodoxe Jüdinnen keine Kippa, sondern Perücken oder Kopftücher. Es gibt aber kein Verbot im jüdischen Religionsgesetz, dass Frauen das Tragen einer Kippa verbietet, sondern es ist einfach in orthodoxen Gemeinden nicht üblich, dass sie eine Kippa tragen. In nicht-orthodoxen Gemeinden allerdings ist der Brauch, dass alle eine Kippa tragen, mittlerweile sehr verbreitet.