Chasan

- leitet den Gottesdienst in der Synagoge
Leah Frey-Rabine liest vor dem Gottesdienst im liberalen Teil der Synagoge in Frankfurt am Main in der Tora.
epd-bild/Thomas Lohnes
Ein Chasan leitet den Gottesdienst in einer Synagoge. Leah Frey-Rabine liest vor dem Gottesdienst im liberalen Teil der Synagoge in Frankfurt am Main in der Tora. Die ehemalige Opernsängerin hat sich zur „Chasanit“ ausbilden lassen.

Ein Chasan leitet den jüdischen Gottesdienst. Er kennt sich gut in der jüdischen Religion und in der jüdischen Gottesdienstordnung aus. Außerdem hat er die Aufgabe eines Vorsängers: Er singt Gebete vor, die die Gemeinde nachsingt. In jüdisch-orthodoxen Gemeinden können nur Männer Chasan werden. In nicht-orthodoxen Gemeinden gibt es auch Frauen, die diese Aufgabe übernehmen. Sie heißen „Chasanit“.

Früher war der Tempelberg in Jerusalem der Ort, an dem Jüdinnen und Juden religiöse Rituale gefeiert haben. Im Tempel gab es Priester, die verantwortlich waren für das Darbringen der Opfergaben. Zusätzlich gab es Leviten. Sie haben Instrumente gespielt und Psalmen oder andere Lieder gesungen. Musik war sehr wichtig im jüdischen Tempel.

Nachdem die Römer den zweiten jüdischen Tempel zerstört haben, hat sich die Gottesdienstgestaltung in jüdischen Synagogen über lange Zeit entwickelt. In den Synagogen spielen die Priester kaum noch eine Rolle, da es keinen Opferdienst mehr gibt. Die Aufgaben sind aufgeteilt worden auf den Rabbiner und den Chasan. Der Rabbiner ist vor allem für die Auslegung der hebräischen Bibel zuständig. Ein Chasan leitet einen jüdischen Gottesdienst. Aus Trauer über die Zerstörung des Tempels verwendet die jüdische Gemeinde im Gottesdienst meist keine Musikinstrumente. Aber es gibt für fast alle Texte im Gottesdienst Melodien. Diese werden ohne Instrumente von der gesamten Gemeinde gesungen. Damit alle die gleichen Melodien zur gleichen Zeit singen, braucht es einen Vorsänger. Diese Aufgabe übernimmt der Chasan. Er singt als Vertreter der Gemeinde die Gebete vor und die Gemeinde singt mit. Daher wird ein Chasan im Deutschen auch Vorbeter oder Kantor genannt. Chasan lässt sich auch mit „Gesandter der Gemeinde“ umschreiben, im Hebräischen „Schaliach Zibbur“. Der Begriff Chasan selbst stammt vermutlich aus dem Assyrischen und bedeutet so viel wie Aufseher.

Die Ausbildung zum Chasan

Ein Chasan muss nicht nur gut singen und die Gemeinde im Gesang leiten können. Er muss auch alle Melodien beherrschen, die an den unterschiedlichen Tagen im Gottesdienst verwendet werden und sich mit den Gottesdiensten auskennen. Oft hat ein Chasan eine Gesangsausbildung oder Erfahrungen im Gesang. Zusätzlich gibt es offizielle Ausbildungen zum Chasan. Dort lernt ein angehender Chasan alle Melodien, außerdem Wissen über Gottesdienste und weitere Themen der jüdischen Religion.

Im Mittelalter gab es im Gottesdienst der Männer einen männlichen Chasan. In Frauensynagogen in Deutschland leiteten Frauen als Chasanit den Gottesdienst für Frauen. Grabinschriften auf dem jüdischen Friedhof in Worms betonen, wie bedeutsam drei Frauen als Chasanit waren: Malka bat Chalafta, Orga bat Abraham und Guta bat Nathan. Die Gräber können besichtigt werden. Auch wenn in jüdisch-orthodoxen Gemeinden heute Männer und Frauen zusammen Gottesdienst feiern, üben ausschließlich Männer die Aufgabe des Chasan aus. In nicht-orthodoxen jüdischen Gemeinden gibt es gleichberechtigt sowohl Männer als auch Frauen in diesem Beruf.

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