Kolonialismus

- Eroberung und Ausbeutung anderer Länder
Ausstellungsansicht mit Weltkarte und Handelsschiff
© epd-bild/Hannes von der Fecht
Transportschiff vor einem Globus im Bremer Übersee-Museum. Europäische Länder wollten mit Rohstoffen aus den eroberten Kolonien reich werden und ihre Gebiete vergrößern.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts haben europäische Länder systematisch andere Teile der Welt erobert und diese zu Kolonien gemacht. Kolonien entstanden, weil die einheimischen Völker der europäischen Übermacht nicht standhalten konnten. Dieser Prozess heißt „Kolonialismus“. Der Begriff stammt vom lateinischen Wort colonia ab und bedeutet Niederlassung außerhalb der Heimat. Die Gebiete, die erobert wurden, heißen Kolonien. Kolonialismus bezeichnet aber nicht nur den Vorgang der Eroberung an sich, sondern auch ein Zeitalter. Dieses wird auch Kolonialzeit genannt und begann etwa im 15. Jahrhundert durch die erste europäische Kolonie in Westafrika. 

Europäische Länder wollten reich und mächtig werden und ihre Gebiete vergrößern. Deswegen nutzten die Eroberer ihre Kolonien aus, um wertvolle Rohstoffe wie Gold, Diamanten, Gewürze, Tee, Kaffee und Tabak zu gewinnen. Diese Rohstoffe verkauften sie in Europa zu teuren Preisen. Großbritannien, Spanien, Portugal, Frankreich und die Niederlande waren die ersten Kolonialmächte. Deutschland besaß für kurze Zeit einige Kolonien in Afrika und Asien. 

Nicht nur die Natur litt unter den Kolonien, sondern auch die Menschen vor Ort. Denn durch die Einwanderung der Europäerinnen und Europäer wurden oft auch unbekannte Krankheiten nach Amerika und Australien eingeschleppt. Die Indigenen konnten nicht schnell genug Antikörper gegen diese Erreger ausbilden und moderne Medizin wie Impfungen gab es damals noch nicht. Deswegen hatte in vielen Teilen Nord- und Südamerikas allein schon die Ankunft der Europäer zu Folge, dass Millionen Menschen an Krankheiten wie Pocken, Masern, Grippe und Cholera starben. 

Unterdrückt und fremdbestimmt 

Die indigene Bevölkerung in den Kolonien hatte keine eigenen Rechte und wurde fortan von europäischen Beamten regiert. Die Frauen und Männer mussten ihre Traditionen und Religionen häufig aufgeben. Viele europäische Länder waren christlich und wollten ihren Glauben, den sie für überlegen hielten, in die neuen Kolonien bringen. Dazu schickten sie Missionare. Das sind Menschen, die ihren Glauben verbreiten wollen. Im Kolonialismus waren es oft Christen, die den Menschen in den Kolonien das Christentum näherbringen wollten. Sie bauten auch Kirchen, Schulen und Krankenhäuser.

In den Kolonien lebte die Bevölkerung aber schon mit einem eigenen Glauben. Diese sogenannten indigenen Religionen sind die ursprünglichen Glaubensvorstellungen der Menschen in den Kolonien. Weil sie ihre Überzeugungen nicht einfach aufgeben wollten, gab es oft schlimme Konflikte zwischen der Bevölkerung und den Kolonialherren. Manche Menschen nahmen die neue Religion an, weil sie Vorteile darin sahen. Andere wehrten sich gegen die Missionare und kämpften dafür, ihre indigene Religion weiter auszuüben. In manchen Situationen entstanden auch neue Praktiken durch die Vermischung beider Religionen. 

Die Folgen der Eroberung

Bis zum Ersten Weltkrieg lebte mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Kolonien. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen in vielen Kolonien Kämpfe um die eigene Unabhängigkeit. Darum haben viele europäische Staaten ihre Kolonien aufgegeben und ehemalige Kolonien wurden unabhängig. Trotzdem leiden einige dieser Länder bis heute unter den langfristigen Folgen der Kolonialherrschaft. Außerdem gibt es auch heute noch Formen der Unterdrückung in internationalen Beziehungen oder im Handel, zum Beispiel im Bezug auf Rohstoffe. 

Der Kolonialismus und die Arbeit der Missionare haben die Welt stark verändert. Viele Kulturen wurden unterdrückt und benachteiligt. Religionen und Glaubensvorstellungen gingen verloren. Der Blick zurück auf diese Geschichte hilft uns, die Verflechtungen der Welt zu verstehen. Wer die Vergangenheit versteht, kann die Vielfalt der Religionen und Kulturen auf der Welt respektieren.