Im Jesidentum gibt es keine besonderen Gebetshäuser wie Kirchen, Synagogen oder Moscheen, in denen sich die Gläubigen zum Gemeinschaftsgebet versammeln. Dies hat vor allem einen Grund: Über Jahrhunderte wurden Jesidinnen und Jesiden wegen ihres Glaubens immer wieder verfolgt. Sie konnten deshalb ihren Glauben nicht öffentlich leben und somit auch keine Gebetshäuser errichten. Selbst jesidische Friedhöfe, heilige Plätze und Kultstätten wurden immer wieder zerstört.
Durch die Verfolgungen waren die Jesidinnen und Jesiden gezwungen, ausschließlich in ihrem Zuhause zu beten. Sie beten jeweils für sich alleine. In der Gemeinschaft wird nicht gebetet.
Für Jesidinnen und Jesiden gibt es jedoch einen besonderen Ort von herausragender Bedeutung für ihre Religion: das religiöse Zentrum Lalisch. Es ist die heilige Stätte des Jesidentums. Die besondere religiöse Bedeutung von Lalisch vermitteln zwei große kegelförmige Türme (Qubs), die die Strahlen der Sonne symbolisieren. Hiermit wird baulich zum Ausdruck gebracht, dass im Jesidentum die Sonne heilig ist und als sichtbares Zeichen für die Existenz Gottes verehrt wird.
In manchen von Jesidinnen und Jesiden bewohnten Gebieten gibt es jedoch Gebetsstätten, die bestimmten Heiligen gewidmet sind. Diese kleinen oder auch größeren Schreine (Ziyarets) sind Pilgerorte und werden von Jesidinnen und Jesiden aufgesucht, wenn sie Sorgen oder Bitten haben. Auch religiöse Feierlichkeiten können dort stattfinden. Die typische Bauweise dieser Ziyarets entspricht meistens den kegelförmigen Türmen (Qubs) des religiösen Zentrums Lalisch.
In Ländern, in denen Religionsfreiheit besteht und keine Verfolgung droht, war es Jesidinnen und Jesiden in den letzten Jahrzehnten jedoch möglich, eigene Gebetshäuser zu errichten. So zum Beispiel in Georgien und Armenien. In Deutschland sind dagegen in vielen Städten Gemeindehäuser entstanden, die als Begegnungsorte und für bestimmte Anlässe genutzt werden, z.B. für Trauerfeiern oder für religiöse Feste. Diese Gemeindehäuser werden Mala Êzîdiyan genannt.