Das orthodoxe Christentum ist die drittgrößte christliche Glaubensrichtung. Das griechische Wort „orthodox“ heißt übersetzt „richtige Verehrung“ oder „rechtgläubig“. Das bedeutet, dass orthodoxen Christinnen und Christen ihre Glaubensgrundlagen, Traditionen und Kirchengeschichte sehr wichtig sind. Im Unterschied zu anderen christlichen Konfessionen verehren orthodoxe Christinnen und Christen Ikonen. Das sind gemalte Bilder von Jesus oder von Heiligen, die besonders christlich gelebt haben.
Entstehung des orthodoxen Christentums
Jesus wurde im Römischen Reich geboren, wo die meisten Menschen an römische Göttinnen und Götter geglaubt haben. Als Jesus gestorben, auferstanden und in den Himmel aufgestiegen war, verbreitete sich das Christentum auch im Römischen Reich. Den römischen Kaisern gefiel das nicht. Darum ließen sie Christinnen und Christen verhaften und einsperren. Manche wurden sogar getötet. Erst der römische Kaiser Konstantin erlaubte den Menschen im Jahr 313 nach Christus sich zum Christentum zu bekennen. Christinnen und Christen hatten ab diesem Zeitpunkt dieselben Rechte und der christliche Glaube verbreitete sich.
Als das Römische Reich vor dem Zusammenbruch stand, verließ Kaiser Konstantin die Hauptstadt Rom. Er gründete im Osten seines Reiches eine neue Hauptstadt. Dafür suchte er sich die griechische Stadt „Byzanz“ aus und nannte sie „Nova Roma“, also „Neues Rom“. Die Menschen aber nannten den Ort „die Stadt des Konstantin“, also „Konstantinopel“. Seither war das Römische Reich geteilt in Ostrom mit der Hauptstadt Konstantinopel und in Westrom mit der Hauptstadt Rom. Es kam zu Konflikten zwischen dem Kirchenoberhaupt in Rom und dem Kirchenoberhaupt in Konstantinopel, das heute Istanbul heißt. Weil sich die Kirchenoberhäupter in manchen Glaubensfragen nicht einigen konnten, haben sie sich voneinander getrennt und zwei Kirchen sind entstanden: Die katholische Kirche mit dem Papst in Rom und die orthodoxe Kirche in Osteuropa, geleitet von einem Patriarchen. Beide Kirchenoberhäupter nahmen für sich in Anspruch, dass sie die Nachfolge der ursprünglichen christlichen Kirche seien.
Heute gibt es weltweit ungefähr 300 Millionen orthodoxe Christinnen und Christen. Sie lassen sich orthodoxen Kirchen zuordnen, die sich jeweils selbst verwalten. An der Spitze stehen Erzbischöfe, die „Patriarch“ oder „Metropolit“ heißen. Die bekanntesten orthodoxen Kirchen sind die russisch-orthodoxe, die griechisch-orthodoxe und die koptische Kirche. Alle orthodoxen Kirchen sehen sich als unteilbare Einheit. Idealerweise bilden die orthodoxen Kirchen mit dem Staat, in dem sie sich befinden, auch eine Einheit. Das griechische Wort „Symphonia“ beschreibt diese Beziehung und heißt übersetzt „Harmonie“.
Besonderheiten der orthodoxen Kirche
In orthodoxen Kirchen gibt es viele Gemälde von Jesus oder Heiligen, die vorbildlich christlich gelebt haben. Die Gemälde befinden sich oft auf Holzbrettern, die mit Gold verziert sind. Künstlerinnen und Künstler bitten Gott um Erlaubnis, eine ausgewählte heilige Person malen zu dürfen. Und während sie malen, beten sie. Das fertig gestellte Bild heißt „Ikone“. Orthodoxe Christinnen und Christen glauben, dass die heilige Person darin lebt. Aus diesem Grund verehren orthodoxe Gläubige Ikonen und küssen sie. In orthodoxen Kirchen gibt es Ikonenwände, die aus zahlreichen Ikonen bestehen. Diese Wände trennen das Kirchenschiff, wo die Gläubigen sitzen, von dem Altarraum. Nur Priester und andere ausgewählte Personen dürfen den Altarraum betreten.
Die Gottesdienste finden wie in anderen christlichen Kirchen am Sonntag statt. Feiertage fallen aber zum Teil auf andere Termine: Die meisten orthodoxen Kirchen richten sich nach dem julianischen Kalender und feiern deswegen Weihnachten im Januar. Das Osterfest feiern alle orthodoxen Christinnen und Christen am selben Tag, zusammen mit katholischen und evangelischen Gläubigen.
Orthodoxe Christinnen und Christen unterscheiden sich bei den zentralen Glaubensinhalten nicht sehr von anderen christlichen Glaubensrichtungen. Sie glauben an Gott, an Jesus Christus und seine Auferstehung, und an den Heiligen Geist. Die orthodoxe Kirche unterscheidet sich in der Art, wie sie organisiert ist und wie sie Gottesdienste feiert, von anderen Kirchen. Viele orthodoxe Christinnen und Christen leben im Osten oder Süden von Europa, wie zum Beispiel in Russland, der Ukraine, in Griechenland oder in Rumänien. Orthodoxe Christinnen und Christen, die in Deutschland leben, gehören in der Regel zu einem Patriarchat aus einem anderen Land.