In einer Nacht reiste Muhammad von Mekka nach Jerusalem und zurück, um mit anderen Propheten gemeinsam zu beten und einen Blick ins Paradies zu werfen.
Für Musliminnen und Muslime sind die Nachtreise, die Miradsch, und die Himmelsfahrt etwas Besonderes. Während der Nachtreise und dem Aufstieg in den Himmel soll der Prophet Muhammad auf einem weißen Tier mit Flügeln in einer Nacht von Mekka nach Jerusalem und zurückgeritten sein. Es wird berichtet, dass Muhammad gemeinsam mit anderen Propheten gebetet und dass er Paradies und Hölle erblickt hat.
Im Jahr 620 n. Chr. erlebten der Prophet Muhammad und seine Gemeinde eine sehr schwere Zeit. Der Prophet Muhammad war etwa 50 Jahre alt, als seine Ehefrau Chadidscha und sein Onkel Abu Talib gestorben sind. Damals glaubten die meisten Menschen in Mekka, dass es viele verschiedene Götter gibt. Die Menschen, die daran glaubten, dass es nur einen einzigen Gott gibt und Muhammad sein Prophet ist, wurden aus Mekka vertrieben. Diese schwere Zeit für Muhammad und seine Gemeinde wird nach islamischer Tradition auch „das Jahr der großen Trauer“ genannt. Es wird erzählt, dass damals der Prophet Muhammad auf einem Tier mit Flügeln in einer Nacht von Mekka ins 1.234 km entfernte Jerusalem geritten ist. Dort leitete er das Gebet mit den Propheten Abraham, Moses und Jesus. Dann stieg er mit dem Erzengel Gabriel in die 7 Himmel. Dort wurde ihm das Gebot von 5 Gebeten am Tag für sein Volk bekannt gegeben. Daraufhin kehrte er nach Mekka zurück. Dieses wundersame Ereignis machte der Gemeinde wieder Hoffnung und gab ihr Kraft.
Damals war Jerusalem die „entfernteste Gebetsstätte“ im Ausdehnungsgebiet des Islams, was auf Arabisch al-mas?id al-aq?? heißt. Die Kaaba in Mekka dagegen ist die „unantastbare Gebetsstätte“, was auf Arabisch al-mas?id al-?ar?m heißt.
Im Koran steht in der Sure al-isra (17) im Vers 1 dazu:
"Preis sei dem, der seinen Diener bei Nacht von der geschützten Gebetsstätte zur fernsten Gebetsstätte, deren Umgebung wir gesegnet haben, reisen ließ, damit wir ihm (etwas) von unseren Zeichen zeigen. Er ist ja der Allhörende, der Allsehende."
In Jerusalem befinden sich die heiligen Orte des Judentums und des Christentums. Weil Menschen jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens Gott anbeten, haben die ersten Musliminnen und Muslime, die aus Mekka vertrieben wurden, in Richtung Jerusalem gebetet. Gott hat im Judentum, Christentum und Islam zwar andere Namen, aber es ist immer derselbe Gott.
Im Koran steht in Sure al-isra (17) und Vers 110 dazu:
„Sag: Ihr mögt zu Gott beten oder zum Barmherzigen. Wie ihr ihn auch nennt, ihm stehen die allerschönsten Namen zu. Und mach dein Gebet nicht zu laut, aber auch nicht zu leise! Schlag am besten einen Mittelweg ein!“
Nachdem der Prophet Muhammad gestorben war, gab es immer mehr Menschen, die von dieser Nachtreise und dem Aufstieg in den Himmel erzählt haben. Nach ungefähr 150 Jahren wurde dann begonnen, alle Berichte, die Hadithe genannt werden, zu sammeln und in Hadithbüchern aufzuschreiben. In diesen Hadithen steht, dass der Erzengel Gabriel das weiße Huftier mit Flügeln, welches Buraq heißt, mitgebracht hat.
Die Mehrheit der Musliminnen und Muslime versteht die Nachtreise oder den Aufstieg in den Himmel als ein wundersames Ereignis. Aus sunnitischer Sicht wird sie eher als ein reales Erlebnis überliefert. Es gibt aber unterschiedliche Ansichten darüber, ob diese Reise in echt stattgefunden hat oder ein Traum war.