Welche wichtigen Persönlichkeiten gibt es im Alevitentum?

Eine Frau bügelt im in einem großen islamischen Zentrum der Aleviten in Istanbul, Kleidung für einen Tanz der Derwische.
epd-bild/Norbert Neetz
In manchen Cemevi hängen Bilder von wichtigen Persönlichkeiten
Anonym

Eine wichtige Persönlichkeit ist Sahi Merdan Ali. Nach der alevitischen Glaubensüberzeugung soll eine Alevitin oder ein Alevit durch den mystischen Weg, was „Yol“ genannt wird, die Vervollkommnung erreichen, also „Insan-i Kamil“ werden. So werden sie mit dem göttlichen Licht wieder eins.

Der heilige Ali hat, neben anderen Heiligen und Schutzpatronen die Vervollkommnung erreicht. Sowohl der heilige Ali, als auch die zwölf Imame sind für die Alevitinnen und Aleviten Symbole, die für den Kampf gegen die Ungerechtigkeit einstehen. Sie standen nämlich trotz der Grausamkeit ihrer Gegner zu ihrem Glauben. Deswegen wurden sie als Helden und Heilige verehrt, weil sie den Menschen damit Hoffnung schenkten.

In diesem Zusammenhang nimmt der heilige Hüseyin eine besondere Stellung ein. Er stellte sich gegen die Herrschaft des Kalifen Yezid. In Kerbela wurde er von Yezids Armee am 10. Oktober 680 n. Chr. aufgehalten und samt seiner Gefolgschaft ermordet. Viele kennen den heiligen Ali als ihren Helfer in der Not und Wegweiser für ihr Leben, was sie „Pir“ nennen. Er ist im Geiste immer und überall bei denjenigen, die an ihn glauben. So kann eine Hilfesuchende oder ein Hilfesuchender seinem Beistand sicher sein. Nach alevitischem Glauben bilden Hak, Muhammad und Ali gemeinsam eine gleichwertige und unzertrennliche Einheit.

Eine weitere wichtige Persönlichkeit ist Hizir. Er ist ein heiliger Schutzpatron der Alevitinnen und Aleviten. Er lebt schon ewig und half schon immer den Menschen, die an ihn glauben. Er und sein Bruder lyas haben das sogenannte „Abu Hayat“, das Wasser der Ewigkeit, getrunken und sind deswegen unsterblich. Seither eilen sie den hilfsbedürftigen Menschen zur Hilfe.

Zudem ist Pir Haci Hünkar Bektasi Veli ebenfalls eine wichtige Persönlichkeit. Er ist ein Heiliger, der aus der Stadt Nischabur im Ostiran stammt. Er wanderte im 13. Jahrhundert von seiner Heimat Horasan nach Anatolien aus und gründete dort einen Orden. Dieser Orden ist bis heute unter dem Namen „Haci Bektasi Veli Dergahi“ erhalten geblieben. Der Gelehrte Pir Haci Hünkar Bektasi Veli lebte in einer Zeit, in der es in Anatolien sehr viele Religionskriege gab. Deswegen begann er in dieser Zeit unter den verfeindeten Gruppen Frieden zu predigen. Er erzählte den Menschen, dass Unterschiede im Glauben, bei der Herkunft nicht wichtig sind, sondern dass alle Menschen gleichwertig sind und deswegen auch die gleichen Rechte haben. Für das Alevitentum ist er mit seinen Botschaften und seinem Wirken eine der prägendsten Persönlichkeiten.

Pir Sultan Abdal lebte im 16. Jahrhundert in Zentralanatolien bei Sivas und gehört zu den wichtigen Personen im Alevitentum. Er war nämlich einer der sieben großen Dichter und Gelehrten, der sich in Gedichten und Schriften gegen die Unterdrückung und Demütigung gegenüber Alevitinnen und Aleviten wendete. Er forderte das Volk auf, sich nicht der Ungerechtigkeit, Unterdrückung und der Grausamkeit der osmanischen Machthaber zu beugen. Deswegen führte er auch die alevitischen Aufstände für Gerechtigkeit und Glaubensfreiheit gegen das Osmanische Reich an und wurde vom osmanischen Sultan um 1590 in Sivas erhängt. Pir Sultan Abdal wird auch heute noch wegen seiner Haltung und Standhaftigkeit gegenüber den osmanischen Machthabern als Held gefeiert. Um ihn zu ehren wird in Banaz jährlich ein Kulturfestival veranstaltet. 

Eine weitere wichtige Persönlichkeit ist Sah Ismail. Er ist der Begründer der Safawiden-Dynastie im Iran. Er ließ sich im Jahr 1501 in der Stadt Tebris zum Schah, also zum Herrscher krönen. Der Name Safawiyya geht auf einen Vorfahren von Sah Ismail zurück. Die Staatsreligion bei den Safawiden war das Kizilbastum und Sah Ismail schrieb sehr viele Gedichte zur Kizilbas-Lehre. Heute noch werden in Anatolien sehr viele Dichtungen, die „Deyis“ genannt werden, auf ihn zurückgeführt. Sah Ismail bezeichnet sich selbst in seinen Dichtungen mit einem anderen Namen. Er nannte sich der „Fehlerhafte“, was „Hatayi" genannt wird. Daher sind in Anatolien eher die Namen „Sah Hatayi“ oder auch „Sah Ismail Hatayi“ verbreitet. Bis heute sind Hunderte von seinen Gedichten erhalten und werden insbesondere bei alevitischen Cem-Ritualen rezitiert.