Ein Staat ist säkular, wenn in der Verfassung des Staates keine bestimmte Religion vorkommt. Die Verfassung ist das grundlegende Dokument eines Staates, in dem Prinzipien der Regierung und Rechte von Bürgerinnen und Bürgern festgelegt sind. Das heißt, alle Religionen sind gleichgestellt. Keine Religion wird bevorzugt oder benachteiligt. Säkulare Staaten sind zum Beispiel Deutschland, die Niederlanden oder Kanada. Es gibt aber auch Länder, in denen es eine Staatsreligion gibt.
Dänemark ist beispielsweise ein evangelisches Land, der Irak ein islamisches Land und Kambodscha ist buddhistisch. Das bedeutet nicht, dass in diesen Ländern ausschließlich Menschen leben oder leben dürfen, die an die Staatsreligion glauben.
Säkular oder Staatsreligion
Wie in einem Land die Staatsreligion ausgelebt wird, kann sehr unterschiedlich aussehen. In manchen Ländern mit Staatsreligion herrscht Religionsfreiheit. Das heißt, dass alle Menschen sich aussuchen dürfen, woran sie glauben wollen. In anderen Ländern mit Staatsreligion gibt es Regeln und Einschränkungen zur Ausübung anderer Religionen. In der Regel erlebt die Religion, die als Staatsreligion festgelegt ist, eine Bevorzugung. Oft ist es so, dass die Regierung religiöse Einrichtungen der Staatsreligion finanziell unterstützt. In manchen Ländern mit Staatsreligion ist das Staatsoberhaupt gleichzeitig das religiöse Oberhaupt.
In Deutschland und anderen europäischen Ländern, die heute säkular sind, hatten Kirchen früher mehr politischen und gesellschaftlichen Einfluss. Das änderte sich Ende des 17. Jahrhunderts. Philosophinnen und Philosophen dieser Zeit betonten die Bedeutung der Vernunft und des Verstandes. Das heißt, dass Menschen selbst über die Welt, die Probleme und ihre Lösungen nachdenken sollen, statt darauf zu vertrauen, dass Gott sich um alles kümmert. Diese philosophische Bewegung heißt Aufklärung. Sie hat einen Prozess der „Verweltlichung“ ausgelöst: Immer mehr Menschen haben seitdem keinen engen Bezug mehr zu Kirche und Religion. Das wird Säkularisierung genannt.
Von der Säkularisierung zur Religionsfreiheit in Deutschland
Im Rahmen der Säkularisierung kam es auch zur Säkularisation: Mit diesem Begriff ist die Beschlagnahmung kirchlichen Eigentums durch den Staat gemeint. In Deutschland kam es 1803 durch den französischen Eroberer Napoleon Bonaparte zu einer Enteignung von vielen Klöstern und anderen kirchlichen Besitztümern. Er übergab diesen Besitz Fürsten, mit denen er verbündet war. Seit 1919 gibt es in Deutschland offiziell Religionsfreiheit. Seitdem ist in der deutschen Verfassung festgelegt, dass alle Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden, an welche Religion sie glauben möchten.
Die christliche Tradition ist in Deutschland bis heute aber sichtbar und weit verbreitet. Zum Beispiel gelten christliche Feiertage oft auch als gesetzliche Feiertage. Das trifft unter anderem auf Weihnachten, Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten zu: Dann sind Schulen, andere öffentliche Einrichtungen und Geschäfte geschlossen.