Sikhi

- ein Leben mit Weisheit
Ein Sikh lacht in die Kamera
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Menschen, die der Lebensweise der Sikhi folgen, heißen Sikhs. Sikh bedeutet Schüler und beschreibt einen lernbereiten Menschen, der sich von seelischen Weisheiten leiten lässt.

Menschen, die der Lebensweise der Sikhi folgen, heißen Sikhs. Sikh bedeutet Schüler. Gemeint ist damit ein lernbereiter Mensch, der sich von seelischen Weisheiten leiten lässt. Weise zu sein bedeutet in der Sikhi nicht nur viel über das Leben zu verstehen. Sondern den eigenen seelischen Ursprung zu erkennen und ein gutes Leben zu führen. Diese Lebensweise wird auch Sikhismus oder Sikh-Religion genannt.

Die Weisheiten, die im Herzen der Sikhi stehen, heißen Gurmat. Über 30 Weise im heutigen Nord-Indien und Pakistan, die ganz unterschiedliche Hintergründe hatten, haben diese vorgelebt. Anfangs wurden die ihnen offenbarten Weisheiten mündlich weitergegeben. Ab dem 15. Jahrhundert wurden die Weisheiten in der Region Panjab aufgeschrieben. Manche nennen die Region auch Punjab. Die bis heute erhaltenen Schriften heißen Gurbani. Sie wurden in einer neu erfundenen Schriftsprache aufgeschrieben, die Gurmukhi heißt. Gurmukhi ist eine dichterische Bildsprache, die auch gesungen wird. Diese Sprache seelischer Weisheiten ist nicht einfach zu verstehen. Sie muss wie ein Puzzle zusammengesetzt werden, um die tiefere Bedeutung jenseits der einzelnen Worte zu entdecken.

So sieht der erste Vers aus den überlieferten Weisheiten in Gurmukhi aus, der dem Weisen Gur Nanak offenbart wurde:

ੴਸਤਿਨਾਮੁਕਰਤਾਪੁਰਖੁਨਿਰਭਉਨਿਰਵੈਰੁਅਕਾਲਮੂਰਤਿਅਜੂਨੀਸੈਭੰਗੁਰਪ੍ਰਸਾਦਿ॥ 

Alle gehören einer Familie an

Die Weisheiten der Sikhi sprechen die wichtigen Themen des Lebens an. Sie betonen, dass alle Lebewesen Teil einer Familie sind. Alle Menschen besitzen die gleiche Würde. Und zwar unabhängig davon, ob ein Mensch groß oder klein ist, eine helle oder dunkele Hautfarbe hat oder viel oder wenig Geld besitzt. Die Weisheiten ermutigen dazu, ehrlich, mutig, kreativ, geduldig, hilfsbereit, bescheiden, liebevoll und verzeihend zu sein. Und sich nicht mit anderen zu vergleichen, niemanden zu fürchten oder zu hassen. Die Weisheiten sagen auch, dass es wichtig ist, sich für das Gute und gegen Unrecht einzusetzen und niemals aufzugeben. 

Gesundes Leben

Als religiös gelten in der Sikhi diejenigen, die diese Weisheiten mit Lebensfreude und Humor im Alltag leben. Sie bringen Menschen aus den verschiedensten Hintergründen zusammen, schaffen Frieden und stärken die Liebe untereinander und zur Natur. Sie respektieren alles, was das Leben als Geschenk bereithält. Sie essen gesund und halten sich vom dem fern, was für sie, andere Lebewesen und die Natur schädlich ist. Dazu gehören zum Beispiel Zigaretten und Drogen. Ebenso meiden sie Eingriffe in den Körper, die nicht notwendig sind, wie Tattoos, Ohrringe, Piercings oder Beschneidungen. 

Die Kunst des Turbans

Diese Haltung zeigt sich auch im Erscheinungsbild von Sikhs. Frauen tragen zumeist ein schlichtes Kopftuch, was ihr ungeschnittenes Haar bedeckt. Männer haben einen wallenden Bart und einen sorgsam gewickelten Turban. Der Turban heißt Dastar. Er wird täglich neu gebunden und nicht aufgesetzt. Denn das Binden schafft eine Verbindung zum Göttlichen. Jeden Morgen beim Binden erinnern sich Sikhs daran, dass es eine Weisheit gibt, die über allem steht, was Menschen sich wünschen. Dafür gibt es die Bezeichnung Hukam. Je nach Alter und Anlass passen Sikhs ihre Kopfbedeckung an. Kinder tragen zunächst einen Rumal. Das ist ein Stück Stoff, der die hochgebundenen Haare bedeckt. Später tragen Kinder und Jugendliche oft einen Patka, der den gesamten Kopf bedeckt. Und wenn der Bart anfängt zu wachsen, beginnen Teenager einen richtigen Turban zu lernen. Das ist eine richtige Kunst!