Am 2. Juli gedenken Menschen den Opfern eines Brandanschlags, der in der türkischen Stadt Sivas verübt wurde. 35 Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, darunter hauptsächlich Alevitinnen und Aleviten.
Am 2. Juli 1993 fand in der türkischen Provinzstadt Sivas ein Kulturfestival statt, zu dem sich Dichterinnen und Dichter, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Musikgruppen und Tausende vor allem junge Menschen versammelt hatten. Die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher gehörte der alevitischen Glaubensrichtung an. Doch auch Andersgläubige und Freidenkerinnen und Freidenker waren nach Sivas gekommen. Organisiert wurde das Festival zu Ehren des Mystikers und Volksdichters Pir Sultan Abdal, der im 16. Jahrhundert in der Provinz Sivas gelebt hat und dort vom osmanischen Gouverneur hingerichtet wurde. Auf dem Festival wurde ein offensichtlich geplantes Pogrom verübt. Ein Pogrom ist ein gezielter Anschlag auf eine Minderheit.
Jährliche Kundgebung in Sivas
An dem Tag der Veranstaltung hat eine Menschenmenge stundenlang das Hotel Madimak, in der das Kulturfestival stattfand, belagert. Es waren mehrere tausend Menschen vor dem Hotel und schlossen etwa fünfzig Menschen ein, darunter vor allem die geladenen Gäste. Polizei und Sicherheitskräfte schauten tatenlos zu. Am Abend wurde das Hotel in Brand gesteckt und 33 der Besucherinnen und Besucher und zwei Hotelangestellte starben, darunter auch Kinder. Das Geschehen wurde von mehreren Fernsehkameras aufgezeichnet. Trotzdem gab es bis heute keine richtige Aufarbeitung des Anschlags und Täter sind zum Teil unbestraft geblieben. Opfer und Hinterbliebene von Sivas fordern weiter Gerechtigkeit und Aufklärung.
Anlässlich des Jahrestages findet jährlich am 2. Juli in Sivas eine große Kundgebung statt, an der Alevitinnen und Aleviten aus der ganzen Welt nach Sivas kommen, um an das schreckliche Ereignis zu erinnern und den Opfern zu gedenken. Auch alevitische Ortsgemeinden gedenken der Opfer. Dafür versammelt sich die Alevitinnen und Aleviten im Cem-Haus und die Cem-Besucherinnen und Besucher legen eine Rose für jedes Opfer hin. Es werden auch Fürbitten gesprochen.