Hallo Doro. Der Koran ist in 114 Suren gegliedert, die nicht der Reihe nach aufgeschrieben wurden, sondern der Länge nach sortiert sind. Suren mit einer höheren Zahl haben keinen Vorrang vor Suren mit geringerer Zahl.
Die Suren im Koran haben alle einen historischen Hintergrund, der bekannt sein muss, um die Botschaften des Korans verstehen zu können. Sie wurden zu einer bestimmten Zeit oder zu einem bestimmten Ereignis offenbart. Um die Botschaft Allahs im Koran genau zu verstehen, gibt es Korankommentare von Gelehrten und Koranwissenschaftlerinnen und Koranwissenschaftlern, die die historischen Ereignisse zu Lebzeiten des Propheten Muhammads erforscht haben. Sie wissen auf welches Ereignis sich eine Sure oder ein Vers im Koran bezieht.
Zusätzlich gibt es auch das Prinzip „Koran erklärt Koran“, das bedeutet, dass es Suren oder Verse im Koran gibt, die andere Suren oder Verse genauer erläutern oder auch ergänzen.
„Wenn wir einen Vers ersetzen durch einen anderen – und Gott weiß am besten, was er herniedersendet –, dann sagen sie: „Das erfindest Du doch nur!“ Doch die meisten von ihnen haben kein Wissen“ (Koran 16:101)
Das heißt, dass Allah selbst Koranverse ersetzt hat, damit die Menschen die Suren oder Verse im Koran besser verstehen und umsetzen können. Das bedeutet nicht, dass Verse ausgetauscht wurden, sondern Gebote wurden genauer oder durch andere ersetzt. Dabei behielt das Gebot Gültigkeit, welches am jüngsten war, also zuletzt offenbart wurde.
Ein Beispiel ist das Alkoholverbot, das zuerst nur eine Sünde war, weil es die Sinne berauscht. Dann war es lediglich beim Gebet verboten betrunken zu sein und zum Schluss wurde es ganz verboten Alkohol zu trinken. Das heißt, die letzte offenbarte Sure zu einem Thema hat Gültigkeit. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass die Geschichten hinter den Koranversen sehr wichtig sind, um die Botschaft Allahs im Koran verstehen zu können.
Deswegen erforschen Gelehrte, Koran- oder Islamwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler den Koran und die Geschichte der Entstehung des Korans. Diese Art der Koranforschung wird „Koranexegese“ genannt. Weil nicht alle Verse im Koran eindeutig zu verstehen sind, werden auch die Hadithe, also Berichte über Taten, Verhalten und Aussagen des Propheten Muhammad erforscht. Deshalb ist es wichtig, dass nicht einfach ein Vers aus dem Koran herausgenommen und bewertet wird, sondern es ist notwendig, viele Koranverse und Hadithe zu kennen, um die Koranverse besser zu verstehen.