Gibt es eine Religion, in der die Hölle temporär ist?

Hallo Aron, Die Hölle ist immer ein schlimmer Ort. Es gibt einige Religionen in denen es eine Hölle gibt und andere Religionen, die keine Vorstellung von einer Hölle haben.

Im Judentum, besser gesagt, im modernen oder zeitgenössischen Judentum gibt es keine Vorstellung von einer Hölle, weil Sünden und Vergehen im zeitlich begrenzten Diesseits, dem „olam hase“ verbüßt werden. Durch gute Taten und Gebete können aber Sünden auch wiedergutgemacht werden. Das „Leben" nacht dem Tod, also in der zukünftigen Welt, dem „olam haba“ mit dem "Ewigen" hingegen ist unbegrenzt, ewig und unendlich. Eine temporäre Hölle als ein Ort, wo Sünden verbüßt werden, gibt es im Judentum also nicht.

Im Alevitentum: Nach alevitischer Vorstellung gibt es zwar eine Jenseitsvorstellung, aber nicht in der Form von Himmel und Hölle. Alevitinnen und Aleviten glauben, dass in der Lehre: „4-Tore – 40 Stufen“ die heilige Kraft liegt, zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Dafür müssen Menschen aber erst die verschiedenen Stufen der Erkenntnis durchschreiten, um durch geistige Entwicklung zur Einheit mit der Wahrheit zu finden. Dieser Vorgang heißt „Insan-ı Kâmil“ und lässt sich die „Vervollkommnung des Menschen“ übersetzen. Wenn ein Mensch stirbt, so hängt es von seinem Status in der Stufenfolge ab, was an dieser Stelle nach dem Tod mit ihm passiert. Wenn ein Mensch den Status des Insan-ı Kâmil erreicht hat, so gelangt er zum göttlichen Licht. Das nennen sie „Hakka ulaşmak“. Wenn der oder die Verstorbene den Zustand des Insan-ı Kâmil aber noch nicht erreicht hat, so wird er oder sie wiedergeboren, bis er diesen Zustand erreicht. Das wird „Devriye“ genannt. Eine Hölle, in der Menschen Qualen erleiden gibt es für Menschen mit alevitischen Glauben nicht. Der Mensch legt im irdischen Leben während der Cem-Zeremonie vor seiner oder seinem Geistlichen (Pir/Dede oder Ana) Rechenschaft ab. Bei Fehlverhalten muss er auch auf der irdischen Welt für seine Taten geradestehen und wird bei schweren Vergehen sogar von der Gemeinschaft ausgestoßen („Düşkünlük“), bis er eine Wiedergutmachung leistet und die Gemeinde ihn wieder aufnimmt. Der Ausschluss aus der Gemeinde wird als Strafe gesehen.

Im Christentum geht es vor allem um das ewige Paradies, aber es gibt auch eine ewige Hölle. Das ist der Ort an dem Gott nicht ist. Das Fegefeuer nach dem Tod hat ein Anfang und ein Ende und ist deswegen temporär. Im Gegensatz zur Hölle ist der Himmel der Ort, an dem die Menschen mit Gott zusammen sind und sich an der Gegenwart Gottes freuen. Biblische Beschreibungen hierfür sind zum Beispiel das Hochzeitsmahl oder die Vorstellung von einer Wohnung, die Gott für alle Menschen bereit hält. Hierfür wird auch der Begriff „Paradies“ verwendet. Als Fegefeuer wird der Moment nach dem Sterben bezeichnet. Dort wird der sterbenden Person bewusst, welche Chancen im Leben verpasst wurden. Danach dürfen Christinnen und Christenauf die Barmherzigkeit Gottes hoffen, die zum ewigen Leben mit Gott führt.

Im Islam wird im Koran sehr bildlich beschrieben, wie die Hölle aussieht, was es dort gibt und wer in die Hölle verdammt wird. Menschen, die geleugnet haben, dass es Allah gibt, bleiben für ewig in der Hölle. Auch Musliminnen und Muslime können in die Hölle kommen, wenn sie sich nicht an die Gebote und Verbote im Islam halten. Nachdem sie ihre Sünden verbüßt haben, dürfen sie aber ins Paradies eintreten. Das heißt also für einige ist die Hölle temporär. Genauso schlimm die Qualen und Schmerzen in der Hölle sind, so schön und angenehm sind die Beschreibung des Paradieses. Vor allem dient die Vorstellung einer Hölle aber zur Abschreckung nicht das Falsche zu tun und als Aufforderung das Richtig zu machen, um ins Paradies eintreten zu dürfen. Was Falsch und was Richtig ist können Musliminnen und Muslime im Koran und den Hadithen, also den Überlieferungen nachlesen. Die wichtigsten Gebote sind die 5 Säulen des Islam.

In der Bahai Religion ist das Wort "Hölle", ebenso wie das Wort "Paradies", symbolisch zu verstehen. Hölle kann auch mit "Fern von Gott" umschrieben werden und Paradies mit "Nahe bei Gott". Spürbar sind sie als Zustände der Seele. Also wenn ein Mensch voller Wut, Hass und Leid ist, dann spürt die Seele des Menschen die „Hölle“. Das kann zum Beispiel auf einem Schlachtfeld in einem Krieg sein, aber auch an jedem Ort, an dem Menschen sehr böse zueinander sind, sich verletzen, streiten und immer nur an sich denken. Dieser Hölle können Menschen, entkommen, indem sie offen auf andere Menschen zugehen und ihnen mit Respekt, Hilfsbereitschaft oder sogar Freundschaft begegnen. Dadurch erleben sie ein Gefühl des Glücks, der Liebe und damit den "Himmel auf Erden". Durch Taten, Worte und Haltungen kann also beeinflusst werden, ob ein Mensch sich wie in der "Hölle" oder im "Paradies" fühlt. Auch in den Vorstellungen der Bahai über das Leben der Seele nach dem Tod gibt es keine Hölle als Ort, an den ein Mensch als Strafe für seine Taten verbringen muss. Die Seele des Menschen lebt und entwickelt sich nach dem Tod weiter.  Es ist aber unmöglich sich vorzustellen, wo und wie das passiert.

Im Buddhismus gibt es kein Hölle oder temporäres Fegefeuer nach dem Tod. Buddhistinnen und Buddhisten glauben, dass es auf der Welt im Diesseits sehr viel Leiden und Ungerechtigkeit gibt. Es ist aber möglich diesem Leiden zu entfliehen in dem sie das Nirvana erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sie Lebensregeln, die ihnen der Buddha empfohlen hat. Das heißt, das Leben ist eine Art temporäre Hölle und das Nirvana ist die Zuflucht vor dieser Hölle.

Im Hinduismus gibt es keine Hölle oder temporäre Hölle, sondern nur ein Himmel, der Moksha genannt wird. Hindus glauben an einen Kreislauf von Leben-Tod-Wiedergeburt. Um diesen unendlichen Kreislauf zu entkommen, gibt es drei Wege. 1. Der Weg der Liebe, 2. der Weg der Tat  und 3. der Weg des Wissens

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