Es gibt einen Weihrauch-Baum, der vor allem in Indien wächst und in der Wissenschaft „Boswellia“ genannt wird. Aus dessen Baumrinde tritt Harz aus. Wenn dieses Harz getrocknet ist und angezündet wird, entsteht ein wohlriechender Rauch. Dieser Weihrauch wird von vielen Religionsgemeinschaften in ihren Zeremonien verwendet. Doch auch zu Ehren von Menschen oder als Heilpflanze kommt Weihrauch zum Einsatz.
Weil Weihrauch gut riecht und früher als wertvoll galt, hat er bereits in der Antike eine Rolle in religiösen Ritualen gespielt. In einigen Religionen, wie früher im Judentum und heute noch im Hinduismus, bringen Menschen Opfer oder Gaben für ihren Gott oder ihre Gottheiten dar. Manchmal passiert das in Form eines Rauchopfers. Der Rauch steigt zum Himmel auf und ist hier ein Zeichen für die Verehrung des jeweiligen Gottes oder der Göttin. Aber Weihrauch kann auch für einen anderen Zweck genutzt werden: Zum Beispiel als Wohlgeruch für Körper und Sinne in Meditationszeremonien, wie Buddhistinnen und Buddhisten sie feiern.
In der Antike wurde Weihrauch auch für Menschen mit hoher Bedeutung genutzt: Wenn Pharaonen gestorben sind, wurde ihr Körper mit einem kostbaren Salböl einbalsamiert. Damit sollte der Körper vor Verwesung geschützt werden. Ein Bestandteil dieses Salböls war oft das Harz des Weihrauch-Baumes. Dann wurde Weihrauch auch verwendet, wenn römische Kaiser oder andere wichtige Persönlichkeiten in eine Stadt eingezogen sind. Das Harz wurde angezündet und wie eine Duftwolke vorangetragen. Das war ein Zeichen von Macht: Der römische Kaiser wollte von den Bürgerinnen und Bürgern Roms als „Herr und Gott“ anerkannt werden. Deswegen wurde das Rauchopfer, das aus religiösen Zeremonien bekannt war, für den Kaiser verwendet.
Die frühen Christinnen und Christen wollten dem Kaiser keinen Weihrauch opfern, weil sie die Herrschaft des Kaisers ablehnten. Dafür wurden sie bestraft, verfolgt und manchmal sogar getötet. Aus diesem Grunde wurde auf Weihrauch bei christlichen Festen früher verzichtet – außer bei Bestattungszeremonien. Erst nach dem Römischen Reich, als es keine Christenverfolgung mehr durch die römischen Kaiser gab, wurde Weihrauch auch im christlichen Gottesdienst benutzt.
Auch heute noch wird Weihrauch bei religiösen Zeremonien verwendet. Und darüber hinaus: Es gibt den christlichen Brauch, das Haus mit Weihrauch zu segnen. Am besten eignet sich dafür die Zeit zwischen Weihnachten und dem Feiertag der Heiligen Drei Könige. Aber nicht nur zu religiösen Zwecken wird Weihrauch verwendet, sondern zum Beispiel auch einfach in Form von Räucherstäbchen. Dort wird oft nicht das „echte“ Boswellia-Harz verarbeitet, sondern ein günstiger Ersatz.