Feiern Sunniten auch Aschura?

Sophie
12.11.2013 - 12:10

Hallo Sophie. Auch viele Sunnitinnen und Sunniten feiern am 10. Muharram den Aschura-Tag. Sie verbinden mit ihm Geschichten über zwei ganz besondere Rettungen. Diese Geschichten kennen auch Jüdinnen, Juden, Christinnen, Christen, Alevitinnen, Aleviten und Bahai aus ihren heiligen Schriften.

Die erste Geschichte erzählt von Noah und seiner Arche. Danach hat Gott Noah vor einer großen Sintflut dazu aufgerufen, ein riesiges Schiff zu bauen. Darauf sollte er seine Familie und von jeder Tierart ein Paar in Sicherheit bringen. Das Schiff hieß Arche. Weil Noah Gott vertraute und tat, was Gott ihm geraten hatte, haben Noah, seine Familie und die Tiere die gewaltigen Unwetter überlebt.
Manche sunnitischen Familien erinnern sich gerne mit einem besonderen Essen an diese Geschichte. Sie laden sich gegenseitig zu „Noahs Suppe“ ein. Sie ist aus vielen Früchten und Nüssen zubereitet und sehr süß. Eine besondere Tradition ist es, die Suppe auch an Freundinnen, Freunde und Verwandte zu verteilen.

Andere Sunnitinnen und Sunniten denken am 10. Muharram vor allem daran, dass Mose das Volk Israel einst über einen ganz besonderen Fluchtweg vor ihren Verfolgern in Sicherheit gebracht haben soll. Nach dieser Geschichte rief Mose die Menschen in Ägypten dazu auf, nicht ihrem Herrscher, dem Pharao, zu folgen, sondern an Gott zu glauben. Das machte den Pharao sehr wütend und er schikanierte die Anhänger von Mose immer mehr. Viele Menschen vertrauten nun erst recht auf Gott. Darum folgten sie Mose, als er sie zur Flucht aus Ägypten aufrief. Unterwegs gerieten sie in eine gefährliche Lage. Der Pharao und seine Soldaten waren ihnen schon dicht auf den Fersen. Da versperrte ihnen plötzlich das weite und tiefe Meer den Weg. Eine große Angst überfiel die Menschen. Mose versuchte, sie zu beruhigen. Er bat sie, auf Gott zu vertrauen. Und tatsächlich: Im letzten Augenblick wies Gott Mose an, mit einem Stock aufs Meer zu schlagen. Mose tat, was Gott ihm riet. Da spaltete sich das Meer vor den Menschen und in letzter Sekunde gelang ihnen auf diesem ungewöhnlichen Weg über den Meeresboden die Flucht. Hinter ihnen schlossen sich die Wellen wieder und Mose und seine Anhänger waren gerettet.
Diese Geschichte steht im Koran in der Sure 26, Vers 63-68.

Weil Mose damals aus Dankbarkeit für die Rettung am 10. Muharram gefastet haben soll, tun manche Sunnitinnen und Sunniten das auch heute noch. Dafür verspricht ihnen ein Hadith ihres Propheten Mohammed auch die Befreiung von allen Sünden des vergangenen Jahres. Das gilt nach ihrem Glauben aber nur für die, die ihre Sünden auch wirklich bereuen.