Rizalik

- im Alevitentum gibt es drei Arten des Einvernehmens
drei Kinder halten sich an den Händen
Markus Spiske/Unsplash
Alevitinnen und Aleviten ist ein harmonisches Miteinander wichtig. Sie wollen einvernehmlich leben.

Mit dem Begriff „Einvernehmen“ ist im Alevitentum gemeint, wenn Menschen mit dem Verhalten beziehungsweise der Handlung eines anderen Menschen einverstanden sind. Dabei geht es nicht immer darum einer Meinung mit ihr oder ihm zu sein oder einen Kompromiss zu finden, sondern die Meinung oder die Haltung des Gegenübers anzuerkennen und sie zu akzeptieren, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Es geht darum, im Einklang mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen zu sein.

Alevitinnen und Aleviten ist es wichtig, dass jede und jeder in einer harmonischen Beziehung mit sich selbst und mit der Gemeinschaft einvernehmlich lebt. Dieses Einvernehmen besteht aus drei Arten, die miteinander verbunden sind:

  • Die erste Art ist das Einvernehmen mit sich selbst. Beim Einvernehmen mit sich selbst geht es darum, dass wenn eine Person einen Fehler gemacht hat, sie diesen Fehler selbst bemerkt und einsieht. Ohne dass die Anderen darauf hinweisen, sollte jede und jeder fähig sein, sich selbst zu beurteilen und Fehler mit eigenen Augen zu sehen. Alevitinnen und Aleviten stellen sich die Welt als ein Spiegelbild vor. In diesem Spiegelbild sieht sich jede und jeder selbst. Auf diese Weise kann sich jeder Mensch mit seinen Taten auseinandersetzen, sich aufrichtig und ehrlich prüfen und beurteilen.
     
  • Die zweite Art ist das Einvernehmen der Gesellschaft mit einer Person. Jeder Mensch ist Teil einer Gesellschaft und sollte darum bemüht sein, in guter Beziehung zur Gesellschaft zu leben. Für das Zusammenleben von Menschen gelten Regeln. Eine der wichtigsten Regeln ist für Alevitinnen und Aleviten die Selbstbeherrschung. Selbstbeherrschung bedeutet, seine Handlungen kontrollieren zu können und nicht jedem Wunsch oder Bedürfnis direkt nachgehen zu müssen. Wenn das nicht klappt, lebt der Mensch nicht in Einklang mit sich und auch nicht im Einvernehmen mit der Gesellschaft.
     
  • Die dritte Art ist das Einvernehmen einer Person mit der spirituellen Gemeinschaft. Der Weg von Alevitinnen und Aleviten beginnt mit der Weggemeinschaft, die auf Türkisch Müsahiplik“ heißt. Die Weggemeinschaft im alevitischen Sinne bedeutet, dass Hab und Gut miteinander zu teilen und dass die Personen, die zur spirituellen Gemeinschaft gehören, geistig miteinander verwandt sind.

Durch das einvernehmliche Zusammenleben streben Alevitinnen und Aleviten ein friedvolles Miteinander an. Dahinter steht das Ziel, sich der Vorstellung des „Kamil Insan“ zu nähern, dem vollkommenen Menschen.

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