Batizmî

- jesidisches Heiligenfest mit regionalem Ursprung
Ein gedeckter Tisch mit jesidischen Gerichten zum Fest Batizmî
Sahap Dag/Archiv Yezidisches Forum e.V. Oldenburg
Jesidinnen und Jesiden glauben, dass zum Festtag von Batizmî der Heilige „Pîrê Alî“ zu Gast ist. Daher wird ihm an diesem Tag eine Matte mit einem Kissen und Essen bereitgestellt.

Das Fest „Batizmî“ wird zu Ehren des Heiligen „Pîrê Alî“ gefeiert. Nach jesidischer Überlieferung besuchte „Pîrê Alî“ die Jesidinnen und Jesiden vor Jahrhunderten in ihren Dörfern und vollbrachte dort Wundertaten. Der Titel „Pir“ bezeichnet einen geistlichen Würdenträger und bedeutet „weise und gelehrt“ zu sein. 

Das Batizmî-Fest hat einen regionalen Ursprung. Jesidinnen und Jesiden, die es traditionell feiern, entstammen der Region Mardin im Süd-Osten der Türkei. Etliche von ihnen mussten früher ihre Heimat verlassen und fanden Zuflucht in der Region Sinjar im Irak sowie in Qamishlo in Syrien. 

Der Heilige „Pîrê Alî“ besuchte in seiner Zeit Dörfer in den verschiedenen Siedlungsgebieten zu unterschiedlichen Zeiten und unterwies religiös die Jesidinnen und Jesiden. Deshalb wird das Fest auch zeitlich abweichend voneinander gefeiert. In der Regel wird es Ende Dezember, aber auch Anfang Januar begangen.

Der Heilige „Pîrê Alî“ wird bei allen Jesidinnen und Jesiden verehrt. Daher werden im Verlauf eines Jahres in den unterschiedlichen Siedlungsgebieten verschiedene regionale Feste, die sich sehr ähneln, gefeiert.

Eines dieser regionalen Feste ist das Fest „Batizmî“. Für die Jesidinnen und Jesiden, die ursprünglich aus der Türkei stammen, ist es mit das wichtigste religiöse Fest im Jahr. Sie werden auch als „Çêlka-Jesiden“ bezeichnet. In einer der überlieferten Legende wird von den Wundertaten des Heiligen „Pîrê Alîs gesprochen. „Pirê Alî“ stellte zum Beispiel seine Frömmigkeit und Gottesnähe unter Beweis, indem er eine geschlachtete Kuh wieder lebendig werden ließ. 

Ablauf des Batizmî-Festes

Das Batizmî-Fest findet insgesamt über sieben Tage statt und folgt verschiedenen besonderen Ritualen und Traditionen. Der erste Tag ist ein Sonntag, an dem das Haus gereinigt wird. Von Montag bis Mittwoch fasten Jesidinnen und Jesiden zu Ehren des Heiligen „Pîrê Alî“. Am Montag oder am Dienstag wird den Verstorbenen gedacht und ein Brot zu Ehren der Verstorbenen an Nachbarn, Freunden und Bekannten verteilt. Der Mittwoch ist traditionell der Tag, an dem ein Schaf geopfert wird. Sieben bestimmte Bestandteile des Opferschafes werden vor Sonnenuntergang zubereitet. Ebenfalls werden gekochter Weizen mit Joghurt, bezeichnet als „Mahîr“, vorbereitet und gekocht. Aus dem Tierfett werden gedrehte Baumwollkerzen angefertigt. Diese heißen „Çira“ und werden während des Festes angezündet. Auch ein traditionelles Brot, das „Sawik“ heißt, wird gebacken. Wichtig ist, dass das Kochen aller Speisen vor Sonnenuntergang stattfindet. Jesidinnen und Jesiden orientieren sich zu ihren Festen stets der Sonne, denn die Sonne gilt im Jesidentum als sichtbares Zeichen Gottes. 

Der Donnerstag bildet den eigentlichen Festtag. Jesidinnen und Jesiden glauben, dass an diesem Tag der Heilige „Pîrê Alî“ zu Gast ist. Daher wird ihm an diesem Tag eine Matte mit einem Kissen, den zubereiteten Speisen, sieben „Sawiks“ und Rosinen bereitgestellt. Auch die hergestellten „Çira“ werden angezündet. 

Traditionell finden an diesem Tag gegenseitige Besuche statt und viele Gäste werden empfangen. Religiöse Texte werden aufgesagt und es wird um Schutz und Gesundheit für die bevorstehende Lebenszeit gebetet. Bei Zusammenkünften sorgen Musikerinnen und Musiker für eine festliche Stimmung, es wird gemeinsam getanzt und auch traditionelle Spiele werden gespielt. Das gemeinsame Feiern findet bis zum Morgengrauen statt und wird als „Şevberat“, „Nacht der Versöhnung“ oder auch als „Şevronk“, „Nacht bis zum Morgengrauen“ bezeichnet. 

Wegen des langen Wachbleibens ist der Freitag ein Ruhetag. Am Samstag werden die letzten Vorbereitungen für den Sonntag als Abschluss des siebentägigen Heiligenfestes getroffen. Hierzu zählt, dass das traditionelle Mahl aus weiteren besonderen Bestandteilen des Opferschafes vor Sonnenuntergang gekocht werden muss. Am Sonntag wird dieses traditionelle Mahl gemeinsam im Kreise der Familie verspeist. 

Ein bedeutender Anteil der Jesidinnen und Jesiden, die das „Batizmî-Fest“ feiern, haben in den letzten Jahrzehnten in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Ihre Traditionen zu diesem Fest, wie das Vorbereiten eines Opferschafes entsprechend der Vorschriften, wird auch bis heute bewahrt. 

Jesidinnen und Jesiden wünschen allen „Çêlka-Jesiden“ mit dem Gruß „Batizmîa we pîroz be“ ein besinnliches und gesegnetes „Batizmî-Fest“.

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