Nach dem Gesetz ist das Kastensystem in Indien abgeschafft. In den Köpfen vieler Menschen besteht es jedoch noch weiter. Wichtig ist vielen Hindus, dass ein Mensch überhaupt einen Glauben hat. Wie sie jüdischen, christlichen, muslimischen oder anders Gläubigen aus anderen Ländern gegenüber treten, hängt immer vor allem von den einzelnen Menschen, ihrer Herkunft, ihrem Stand und von dem Ort der Begegnung ab. Denn Indien ist ein riesiges Land mit vielen verschiedenen Meinungen, Lebensweisen, Sitten und Bräuchen.

Vor allem in den Städten behandeln viele Hindus Touristinnen und Touristen aus Europa oder anderen westlichen Ländern meist sehr höflich und mit Respekt, auch wenn sie sich in ihren Augen manchmal daneben benehmen. Schließlich sind die Gäste Kunden, die Geld ins Land bringen. Dafür dürfen sie sich einiges heraus nehmen. In manchen Gegenden lehnen Teile der Bevölkerung den Trubel aber auch ab. Manchen ist er einfach zu groß. Andere ärgern sich darüber, dass manche Touristinnen und Touristen geizig sind, sie ohne zu fragen fotografieren oder im Minirock den Tempel besuchen.

Auf dem Land leben die Menschen oft noch nach alten Traditionen. Je nach der eigenen Einstellung treten sie Anhängerinnen und Anhängern anderer Religionen mit mehr oder weniger Verständnis, Respekt oder Achtung entgegen. Das führt manchmal zu einer friedlichen Nachbarschaft und manchmal zu Streit und Gewalt. In besonders abgelegenen Gegenden sind weiße Touristen aus Europa aber ab und zu auch eine riesige Attraktion. Denn Menschen wie sie kennen viele Einwohner nur aus Filmen oder aus der Werbung.

Besonders schwer finden Menschen aus anderen Ländern und Kulturen den Kontakt zu Brahmanen. Sie leben oft nach alter Tradition und akzeptieren häufig nur Mitglieder ihrer Kaste.