Am ersten Samstag ihrer Fastenzeit erinnern sich orthodoxe Christinnen und Christen an ein Wunder, das mit dem Heiligen Theodor zusammen hängt. Der Heilige Theodor stammte aus Kleinasien in der heutigen Türkei und diente als Soldat in der römischen Armee. Er wurde wahrscheinlich im Jahr 287 unter Kaiser Maximian wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet. Wann er geboren wurde, ist nicht überliefert.
Im Jahr 361 befahl Kaiser Julian, dass in der ersten Woche der Fastenzeit in der Stadt Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, alles Essen auf dem Markt mit Tierblut besprenkelt werden sollte. Das Blut stammte von Opfertieren aus den Tempeln der Menschen, die an mehr als einen Gott glaubten. Christinnen und Christen nannten sie später „Heiden“. Opfertiere durften im Christentum nicht gegessen werden. Nach der ersten Fastenwoche waren aber viele Menschen hungrig und müde. Ohne es zu merken, wären die Christinnen und Christen also unrein geworden, wenn sie von dem Essen gekostet hätten.
Im Traum erschien der Heilige Theodor dem Patriarchen von Konstantinopel und warnte ihn vor dieser List. Der Heilige Theodor war damals bereits 60 Jahre tot. Statt auf dem Markt einzukaufen, sollten die Christinnen und Christen an diesem Tag nur Weizen aus ihren eigenen Häusern kochen und mit Honig gesüßt zu sich nehmen.
Am Freitagabend in der ersten Fastenwoche wird im Gottesdienst ein spezielles Loblied auf den Heiligen Theodor gesungen. In der orthodoxen Kirche beginnt der Tag mit dem Sonnenuntergang, sodass dort bereits der Samstag begonnen hat. Im Anschluss an die Eucharistiefeier wird heute noch ein süßer Weizenbrei namens Kolliva an die Gläubigen verteilt, der an die Geschichte Theodors erinnert.
Kolliva kommt aus dem Griechischen (κóλλυβα) und ist eine Speise aus Weizen. Das Gericht existiert bereits seit über 2.000 Jahren. Der Brei aus gekochtem Weizen wird in den orthodoxen Kirchen zu Trauerfeiern zubereitet. Die Speise wird im Rahmen der Heiligen Messe gesegnet und dann von der Gemeinde gegessen.
Kolliva hat die gleiche Farbe wie Erde und wird wie ein Grabhügel angerichtet. Verziert wird der Brei dann mit einem Kreuz, den Anfangsbuchstaben der verstorbenen Person und brennenden Kerzen. Diese brennen während der Trauerfeier und werden zum Abschluss gelöscht.